
Vivaldi: La fida ninfa; Yevhen Rakhmanin, Vojtěch Pelka, Nicolò Balducci, Chelsea Zurflüh, Eline Welle, Kieran White, Barockorchester: Jung, Chiara Cattani (2023); cpo
Die bei den Innsbrucker Festwochen der Alten Musik 2023 entstandene Aufnahme strahlt in einer durchhörbaren und zugleich angenehm runden Klanglichkeit. Man hat den Eindruck, einem realen Bühnengeschehen beizuwohnen, ohne dass irgendwelche Bühnengeräusche stören. In Innsbruck wurde seinerzeit eine relativ stark gekürzte Fassung aufgeführt, die hier dokumentiert ist. Eine andere, schon 2008 entstanden Aufnahme dieser Oper unter Jean-Christophe Spinosi ist um eine Stunde länger und insgesamt in Artikulation und dynamischer Variabilität etwas zugspitzer als die aktuelle unter Chiara Cattani. Eine reine Geschmacksfrage, welcher Aufnahme man den Vorzug gibt. „La fida ninfa“, 1732 in Verona uraufgeführt, handelt von zwei nach der Insel Naxos exilierten Brüdern, wo später zwei entführte Frauen eintreffen, von denen Licori die unerkannte Geliebte von Morasto, einem der Brüder, ist. Es entspinnt sich ein Verwirr- und Entwirrspiel mit herrlichen Arien etwa der von Osmino, dem anderen Bruder, „Qual serpe tortuosa“, die der Sopranist Nicolò Balducci in verblüffender Unangestrengtheit singt, selbst in den kapriziösen Verzierungen im Da capo und damit sogar Philippe Jaroussky in der Aufnahme von 2008 den Rang abläuft. Ohne Fehl und Tadel auch die anderen Solist(inn)en, alles Teilnehmer des Innsbrucker Cesti-Wettbewerbs, und vor allem das nur sehr klein besetzte Instrumentalensemble, das sich stets nah an den Gesang anschmiegt. Geradezu visionär-mozartisch mutet das den 2. Akt beschließende Quartett an, in dem die vier Protagonisten auf pathetische Weise ihre Eifersucht reflektieren.
Richard Lorber
Musik: ****
Klang: ****