
José de Nebra: Venus y Adonis; Paola Valentina Molinari, Natalie Pérez, Jone Martínez, Ana Vieira Leite, Judit Subirana, Margherita Maria Sala, Los Elementos, Alberto Miguélez Rouco (2023); Aparté
„Venus y Adonis“ von José de Nebra ist eine vergnügliche Kurzoper in einem Akt. Venus neidet Adonis seine Schönheit, will ihn deswegen tot sehen und ruft den Gott Mars zu Hilfe, der sich darauf einlässt, auf Adonis einen wilden Eber zu hetzen. Dann überlegt es sich Venus anders, weil sie unsterblich in Adonis verliebt ist, worauf sich Mars hinters Licht geführt fühlt. Zu spät. Adonis wird von dem Tier tödlich verletzt, was ihn aber nicht daran hindert, mit Venus noch ein hinreißendes Liebesduett zu singen. Vergnüglich ist die Oper trotz des brutalen Plots, weil man in jedem Ton spürt, dass es hier nur um ein Spiel geht. Da gibt es nämlich auch zwei komische Figuren, die das Ganze als Theater auf dem Theater entlarven. Und es gibt auch einige Arien im spanischen Stil, so wie man es von den Zarzuelas des 18. Jahrhunderts kennt. Die meisten Nummern sind aber der italienischen Oper abgelauscht, z. B. das Wut-Duett mit Venus und Mars oder Adonis‘ Seufzer-Arie nachdem der Eber ihn angefallen mit anmutiger Pizzicato-Begleitung, ein Stück so schön wie Händels „Lascia la spina“]. „Venus y Adonis“ wurde 1729 für Madrid komponiert. Leider ist die Oper nur bruchstückhaft überliefert. Alberto Miguélez Ruoco, der Leiter des hervorragenden Ensembles Los Elementos, hat das Stück stilecht und mit Blasinstrumenten angereichert rekonstruiert und lässt die sechs Partien alle von Frauenstimmen singen, von denen eine schöner als die andere klingt und die in vielen Zwischentönen jauchzende oder schmerzvolle Töne beimischen, so dass das Ganze eine Art von theatralischer Wirklichkeit erhält.
Richard Lorber
Musik ***** Klang *****