
Telemann: Donner-Ode, Kirchenmusik der späten Jahre; Solomon’s Knot, Jonathan Sells, Les Passions de l’Âme, Meret Lüthi (2022) cpo
Kaum zu glauben, dass Telemanns herrliche Kantate „Dich rühmen die Welten“ noch nie aufgenommen wurde. Es ist ein prächtiges Stück, entstanden zum Michaelisfest 1762, das mit einer festlichen Sopran-Trompetenarie beginnt, worauf ein nachdenkliches Stück für Tenor und Fagott folgt. Auch in den anderen Sätzen erlebt man Telemann als einen Komponisten, dem alle Kniffe des bildlichen Musizierens zu Gebote standen, ganz besonders natürlich in der bekannten „Donnerode“, und dort in dem skurrilen Duett, in dem zwei Bässe angstvoll zitternd rufen „Es donnert, dass er verherrlicht werde“. Dazu gibt es Paukenwirbel und kurz danach dreinfahrende Blitze der Geigen. Aus dem britischen Vokalensemble Solomon’s Knot rekrutieren sich auch die sprachlich makellos singenden Solisten, und Meret Lüthis Schweizer Ensemble „Les Passions de l’Âme“ zeigt sich in Telemanns später Kirchenmusik versiert und glänzt mit bezwingendem, rhetorischem Zusammenspiel, als hätten sie nie etwas anderes als protestantische Kantaten musiziert. Die Aufnahme entstand bei den Magdeburger Telemann-Festtagen 2022, und dort sind auch die Noten-Editionen der beiden Ersteinspielungen entstanden, neben der genannten noch die aus heutiger Sicht seltsam anmutende Inaugurationsmusik „Wie lieblich sind auf den Bergen“ für den Hamburger Prediger Joachim Lütkens.
Richard Lorber
Musik **** Klang *****